Ajuga reptans - der kriechende Günsel - ist im Volksmund auch als Wundkrut, Gurgelkraut oder Zapfenkraut bekannt, was einerseits auf seine lange bekannten Heilkräfte anspielt und andererseits auf seine typische Wuchsform. Der botanische Artname "reptans" wiederum leitet sich vom lateinischen Begriff "repere" ab, der kriechen oder schleichen bedeutet und auf das kriechende Wachtum der Pflanze hindeutet. Die Sprosse des Günsels liegen auf dem Boden auf oder kriechen über den Untergrund, nur die Blüten ragen nach oben.
Kriechender Günsel wächst in Wiesen, auf Rasenflächen und Weiden und in lichten Waldabschnitten und an Wegrändern. Günsel liebt feuchten und nährstoffreichen Boden und je nach Höhe der umliegenden Vegetation ist er mehr oder weniger versteckt. Meistens tritt er in größeren Gruppen auf und seine leuchtend-blauen zapfenförmigen Blütenstände strecken sich zwischen anderen Pflanzen in die Luft.
Die Blüten des Günsels sind nicht rund sondern scheinen einem wie kleine Gesichtchen anzusehen. Die Blüten sind leuchtend blau mit weißen zarten Streifen in der Mitte. Die Blüten stehen zusammen an einem zapfenförmigen, aufrechten Blütenstand. Unter den Blüten steht jeweils ein violett überlaufenes kleines Blättchen. Der Stängel des Blütenstandes ist vierkantig wie es typisch für die Familie der Lippenblütler ist, zu der Günsel gehört. Die Blüten sind demnach Lippenblüten wie auch Salbei sie hat, auch wenn hier die Unterlippe sehr ausgeprägt und die Oberlippe stark reduziert ist. Zum Bestäuben landen die entsprechenden Insekten auf der Unterlippe und können in den Schlund der Blüte hinein kriechen. Da der Nektar sehr tief in der Blütenröhre versteckt ist, gelingt es nur Insekten mit langen Rüsseln beispielsweise langrüsseligen Bienen und Hummeln, an den Nektar heranzukommen. Die Blütezeit des Günsels ist von April bis August.
Günsel hat eiförmige Blätter, deren Äderung man deutlich sehen kann. Der Blattrand kann ganz leicht gezähnt sein. Am Boden sind die Blätter eher hellgrün. Entlang der Blütenähren sind die Blätter jedoch häufig dunkler und leicht violett überlaufen. Die Blätter stehen immer zu zweit, einander gegenüber, zusammen am Stängel und an den bodennahen Ausläufern.
Günsel ist weich und zart behaart. Die Sprossachse der Pflanze wächst flach am Boden und die Blüten ragen an einem ährenförmigen Blütenstand nach oben. Günsel kann eine Höhe von bis zu 40 cm erreichen und die Ausläufer können ebenso lang werden. Neben den Ausläufern hat Günsel eine ganz besondere Strategie um seine Samen zu verbreiten: an den Samen des Günsels befinden sich Ölkörper, die sogenannten Elaiosomen. Sie enthalten Öle und auch Zucker und Stärke, was sie für die Ameisen zu einer Delikatesse macht. Im Gegenzug helfen die Ameisen der Pflanze sich auszubreiten, da sie beim Transport zum Bau hin und wieder Samen verlieren.
Günsel ist auch für den Menschen essbar, aber er schmeckt recht bitter und streng, chicoréeartig und findet daher eher als dekorative Verzierung in geringen Mengen in Wildsalaten Verwendung. Obwohl Meerschweinchen normalerweise bitteren Geschmack mögen, gehört Günsel nicht unbedingt zu den Favoriten unter den Futterpflanzen. Dennoch lohnt es sich die Pflanze anzubieten, da sie eine ganze Reihe von Heilwirkungen hat. Früher wurde Günsel als Consolida media bezeichnet wobei "consolida" einen "Festmacher" (lat. consolidare = festmachen, zusammenheilen) beschrieb, womit Kräuter gemeint waren, die die Wundheilung unterstützen können. Günsel gilt als entzündungshemmend, beruhigend, kühlend, blutstillend und schmerzlindernd. Teeaufguss aus Günsel kann bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum und als Wundheilmittel eingesetzt werden. Äußerlich als Breiumschlag wird Günsel bei Wunden, Quetschungen und Gelenkentzündungen eingesetzt. Als Laurenzkraut angelehnt an den Feuerheiligen St. Laurentius diente es als Auflage auf heiße, entzündetet Hautstellen. Der Tee aus Günsel wurde früher auch bei Gicht und Rheuma verwendet. Zudem sagt man Günsel nach sich positiv auf dem Blutdruck und auf die Leber- und Gallenfunktion auszuwirken.
Günsel kann auf den ersten Blick leicht mit Braunelle oder Gundermann verwechselt werden. Braunelle ist jedoch weniger kräftig als Günsel und Gundermann kann man sehr gut an seinem charakteristischen Geruch erkennen. Beide Verwechslungen sind allerdings auch vollkommen unproblematisch da alle frei Pflanzen fressbar sind.