Heute kommt eine Pflanze an die Reihe, die recht groß wird und meiner Meinung nach auch ganz groß im Geschmack ist: der Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium). Das Kraut ist auch als "Hasenzucker" bekannt, da Kaninchen und Hasen es auch einfach unwiderstehlich finden. Oft haben die Zweibeiner Angst vor dieser Pflanze aufgrund ihrer Verwandtschaft zum Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), der böse Verbrennungen verursachen kann. Der kleine Bruder dieser sogenannten Herkulesstaude ist aber harmlos und schmeckt uns Meerschweinchen sehr gut, daher möchte ich euch heute diese Pflanze näher bringen.
Wiesenbärenklau wächst wie der Name schon sagt vornehmlich auf Wiesen. Er bevorzugt lockeren, feuchten Boden und kommt daher auch an Uferrändern, an Gräben und in Auenwäldern vor. Er bevorzugt fette Böden, etwa an reich gedüngten Feldern und gilt daher auch als Überdüngungsanzeiger.
Wiesenbärenklau hat große weiße Doldenblüten, das heißt die Stängelchen, an denen die kleinen weißen Blütchen sitzen entspringen alle in einem Punkt am Ende eines langen hohlen Stängels. Nur anhand der Blüte ist es jedoch sehr schwer bis unmöglich, Bärenklau als solchen zu identifizieren, denn es gibt sehr viele weiß blühende Doldenblütler in der heimischen Flora und einige von ihnen sind auch giftig. Daher müssen für die Bestimmung des Bärenklaus immer auch die Blätter zurate gezogen werden.
Verblühen die Blüten des Bärenklaus, so bilden sich charakteristische Samen, die nun im Herbst häufig in den Wiesen zu sehen sind. Zunächst sind sie noch grünlich, vertrocknen dann und färben sich braun.
Der Wiesenbärenklau hat sehr charakteristische Blätter, die ihn von allen anderen Doldenblütlern unterscheiden. Die Blätter sind gefiedert, das heißt ein großes Blatt (im Bild links oben) besteht aus mehreren großen Teilblättern. Die Blätter sind behaart, sodass sie je nach Sonneneinfall leicht weißlich überzogen erscheinen können. Charakteristisch ist, dass der Stängel leicht rot überlaufen sein kann, siehe Bild rechts oben. Ein Großteil der Blätter und vor allem alle großen Blätter des Bärenklaus treiben direkt aus der Erde, einige kleinere Blätter trägt er jedoch auch am Blütenstängel.
Die jungen Blätter, die im Frühjahr treiben sind noch deutlich kleiner, aber haben bereits die typische Blattform und Behaarung des Wiesenbärenklaus.
Wiesenbärenklau wird bis zu 150 cm groß und sticht dann mit seinen großen weißen Blüten und später den Samen deutlich aus der Wiese heraus. Die Pflanze ist insgesamt samtig bis borstig gehaart und der mitunter sehr dicke Blütenstängel ist innen hohl und außen deutlich gefurcht.
Die Anwesenheit des Riesenbärenklaus, des großen Verwandten des Wiesenbärenklaus, in der heimischen Flora haben wir dem Fürsten von Metternich zu verdanken: Der Riesenbärenklau ist ein sogenannter Neophyt. Fürst von Metternich bekam die Samen vom russischen Zaren Alexander geschenkt. Der gute alte Metternich hat den Riesenbärenklau dann in seinen Treibhäusern aufgrund seiner riesigen, weißen Blüten als Zierpflanze ausgesät. Später wurde die Pflanze dann extra in freier Wildbahn ausgesät, als Bienenpflanze und Böschungsbewuchs. Dass die Pflanze sich äußerst aggressiv vermehrt und schlimme Brandblasen auslösen kann, hat man scheinbar erst dann festgestellt.
Die Gefahr für den Menschen besteht nach Kontakt mit der Pflanze in der Entwicklung einer Phytophotodermatitis, der Wiesendermatitis. Ursache dafür sind die im Pflanzensaft enthaltenden photosensibilisierenden Furanocumarine. Gelangt der Pflanzensaft auf die Haut und werden diese Hautpartien mit Sonnenlicht beschienen, kann es zu starken, schmerzhaften bzw. juckenden Hautreizungen kommen. Später können sich Blasen, wie bei Verbrennungen, auftreten. Diese Wiesendermatitis kann jedoch auch durch andere Pflanzen ausgelöst werden, je nach Empfindlichkeit der entsprechender Person. Da diese Hautreaktionen bei Bärenklau - vor allem Riesenbärenklau, seltener aber auch Wiesenbärenklau - jedoch häufiger auftreten ist Vorsicht beim Kontakt mit Pflanzensaft geboten, ganz besonders beim Abmähen der Pflanze beispielsweise an heißen Tagen, wenn man nicht weiß, ob man empfindlich reagiert. Heute wird der Riesenbärenklau bekämpft, wo immer er auftritt, da er die heimische Flora verdrängt und unbedarfte Berührung durch Kinder oder eben auch Tiere, zu Verletzungen führen kann.
Der Wiesenbärenklau kann mit dem größeren Verwandten, dem Riesenbärenklau verwechselt werden. Betrachtet man die Blätter der beiden Pflanzen jedoch im Vergleich so sieht man direkt die Unterschiede. Während sich die Blüten beider Pflanzen ähneln, hat der Riesenbärenklau im Vergleich zum Wiesenbärenklau deutlich zackigere, spitzere Blätter und die Gesamtblattform ist eher rund als länglich. Auch macht der Riesenbärenklau seinem Namen alle Ehre und wird mit 2 m – 3,5 m deutlich größer als der Wiesenbärenklau. Die Größe des Wiesenbärenklaus schwankt je nach Standort zwar auch, aber niemals sind die Blätter so spitz gezackt wie beim Riesenbärenklau, sondern eher abgerundet und nur am äußersten Ende leicht spitz. Ein weiteres gutes Merkmal zur Unterscheidung ist die Farbe das Stängels: der Stängel des Wiesenbärenklaus kann leicht rötlich sein, dann ist er jedoch flächig rötlich gefärbt, der Riesenbärenklau hingegen weist oft rötliche Flecken auf. Alles in allem eigentlich nicht schwer zu unterscheiden. Der Riesenbärenklau gilt im Übrigen – je nach Autor – ebenfalls als fressbar für Meerschweinchen ist aber vom Sammeln her eben eine schwierigere Angelegenheit, ich persönlich habe ihn noch nicht gefüttert und würde ihn auf gar keinen Fall ohne Hautschutz anfassen.